Fachtag #Teilhabe 2018 – Mediale Selbstbestimmung in der Praxis
Am 15. November 2018 fand der Fachtag #Teilhabe gemeinsam mit dem Martinsclub und dem Landesbehindertenbeauftragten zum zweiten Mal statt. Den Fachkräften wurden diesmal unter dem Motto „Mediale Selbstbestimmung in der Praxis" Impulse zur praktischen Medienarbeit mit Behinderten gegeben. In Praxiswerkstätten wurden konkrete Konzepte entwickelt. Diese können anschließend im eigenen Arbeitsumfeld umgesetzt werden.
Raul Krauthausen, Gründer von der Sozialhelden e.V., hat in einem Impulsvortrag zum Thema „Mediale Selbstbestimmung" Raum zum Mitdenken gegeben.
Zudem wurden Ergebnisse einer, von der Brema in Auftrag gegebenen, aktuellen Studie von Prof. Dr. Ingo Bosse zum Thema „Medienkompetenz in der Behindertenhilfe" präsentiert.
Flyer der Tagung.
Ablauf und Dokumentation der Tagung:
8:00 Uhr | Begrüßung und Eröffnung
Cornelia Holsten, Bremische Landesmedienanstalt
Joachim Steinbrück, Landesbehinderten-beauftragter Bremen
Thomas Bretschneider, Martinsclub Bremen e.V.
8:30 Uhr | Impulsvortrag: Mediale Selbstbestimmung (Vortrag als PDF)
Raul Krauthausen | Berliner. Autor. Moderator. Medienmacher. Aktivist.
Als Inklusions-Aktivist und Gründer der SOZIALHELDEN, studierter Kommunikationswirt und Design Thinker arbeitet Raul Krauthausen seit über 15 Jahren in der Internet- und Medienwelt.
Seit 2011 ist er Ashoka Fellow und engagiert sich bei den SOZIALHELDEN.
Neben dem klassischen Projektmanagement und strategischen Aufgaben, die er innehat, vertritt er die SOZIALHELDEN-Projekte und deren Vision nach Außen.
2013 wurde Raul Krauthausen mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet und im Januar 2014 veröffentlichte er seine Biographie „Dachdecker wollte ich eh nicht werden – Das Leben aus der Rollstuhlperspektive“.
9:00 Uhr | Präsentation: Aktuelle Studie „Medienkompetenz in der Behindertenhilfe" (PDF als Download)
Prof. Dr. Ingo Bosse | Technische Universität Dortmund
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TU Dortmund und des Hans Bredow Institutes Hamburg haben sich im Auftrag der Brema mit Fragen zu Gegebenheiten und Voraussetzungen für die Vermittlung von Medienkompetenz und Mediennutzung in betreuenden Einrichtungen der Behindertenhilfe (z.B. Wohneinrichtungen, Werkstätten, Freizeitbetreuungen) im Land Bremen befasst. Ziel der Studie „Medienkompetenz in der Behindertenhilfe in Bremen MeKoBe“ war, zu ermitteln, aus welchen Gründen Menschen mit geistiger Behinderung bislang der Zugang zu Medien in der Behindertenhilfe verwehrt bleibt. Darüber hinaus werden Handlungsempfehlungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Wohneinrichtungen und Werkstätten für Menschen mit geistiger Behinderung aufgezeigt, um so die Vermittlung von Medienkompetenz zu fördern.
Die Präsentation gibt es hier als PDF.
Workshops:
10:30 – 14:15 Uhr | Workshop-Phase inklusive Mittagspause
1. Selbstinszenierung im Netz (Vortrag als PDF)
Melanie Schaumburg | Carl von Osietzky Universiät Oldenburg
Nico Oppel | Fachleitung Wohnen, Martinsclub Bremen e.V. und Instagram-Influencer
Digitale Medien spielen in Beruf und Freizeit eine zentrale Rolle – wir chatten, skypen, liken usw. und für die meisten ist dies ganz selbstverständlich. Im Umfeld von Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder Lernschwierigkeiten gibt es immer noch viele Bedenken bei Familie, Betreuerinnen und Betreuer und Pädagoginnen und Pädagogen. Insbesondere die ungeschützte Privatsphäre, Cybermobbing, Sucht sowie Online-Kontaktbörsen sind immer wiederkehrende Themen. Diese werden im Workshop aufgegriffen und näher beleuchtet, Chancen und Risiken sowie rechtliche Grundlagen werden dargestellt. Neben dem theoretischen Input wird im zweiten Teil des Workshops das neu gewonnene Wissen dazu genutzt, um Ideen für die Praxis zu entwickeln, die ggf. direkt in der eigenen Einrichtung umgesetzt werden können.
2. Aktive Medienarbeit
Heike Weber | Werkstatt Bremen
Bianca Baumgartner | Instawalk’n‘Roll – Bremen aus anderen Perspektiven
Petra Schürer | Leistungsbereich Teilhabe, Koordination Kurse, Martinsclub Bremen e.V.
Moderation: Edina Medra | (bre(ma – Bremische Landesmedienanstalt
In diesem Workshop geht es um praktische Medienarbeit: Wie kann man das Thema mediale Selbstbestimmung in der eigenen Einrichtung alltagsorientiert verankern? Welche Projekte lassen sich niedrigschwellig umsetzen? Wir werden Ihnen Beispiele aus der Praxis zeigen und über deren Machbarkeit in Ihrer Einrichtung diskutieren. Heike Weber von Werkstatt Bremen gibt einen praxisnahen Einblick in die Ausbildung von MediengestalterInnen. Mit dem preisgekrönten Kurs „Geocaching“ (Preis: Das Ruder“ , dem Medienkompetenzpreis der Brema) und „Instawalk’n‘Roll“ des Internet-Portals „Barrierefreies Bremen“ stellen wir konkrete Ansätze vor.
3. Peer-to-Peer: Medienkompetenz auf Augenhöhe
Elisabeth Hermanns, PIKSL Expertin der ersten Stunde | PIKSL Labor Düsseldorf
Bernhard Spelten, Koordination PIKSL Netzwerk | PIKSL Labor Düsseldorf
Wie Menschen mit geistiger Behinderung Expertinnen und Experten für Wissensvermittlung sein können, zeigt PIKSL aus Düsseldorf in diesem Workshop.
PIKSL bedeutet „Personenzentrierte Interaktion und Kommunikation für mehr Selbstbestimmung im Leben“.
Die PIKSL Experteninnen und Experten kennen die Barrieren und Ängste im Umgang mit digitalen Medien aus eigener Erfahrung und können Einsteigern dieses Wissen empathisch vermitteln. Hürden werden dabei schrittweise abgebaut und Einsteigerinnen und Einsteiger, die bisher wenig Berührung mit der Materie hatten, entdecken in den PIKSL-Kursen eigene Wege bei der Nutzung von Computern oder mobilen Endgeräten. Auf diese inklusive Weise erwerben Menschen mit und ohne Behinderung bei PIKSL Medienkompetenz und werden für die digitale Welt gestärkt.
Dieser Peer-to-Peer Ansatz und die Begegnung auf Augenhöhe sind die Grundpfeiler von PIKSL. In dem Workshop werden praktische Methoden zur Umsetzung des Ansatzes vermittelt.
Blogbeitrag von PIKSL zum Fachtag
14:30 Uhr | Ergebnissicherung und Abschluss im Plenum Edina Medra, Bremische Landesmedienanstalt
Schlusswort und Ausblick Dr. Carsten Sieling