Mediale Barrierefreiheit für gesellschaftliche Teilhabe

Wenig wirkt so stark auf unsere Gesellschaft ein wie die Medien. Sie bieten nicht nur Informationen, sie bringen auch immer wieder neue Phänomene und Möglichkeiten in die Gesellschaft und im besten Fall jedem und jeder Einzelnen auch die Möglichkeit zum Mitreden. Deshalb brauchen alle Menschen den gleichen Zugang zu digitalen Medien – das ist aber noch längst nicht der Fall. Die Teilhabe an Medien muss daher aktiv gefördert werden. 

Barrierefreie Medienangebote fördern und so digitale Teilhabe in der Gesellschaft ermöglichen – das ist schon seit Jahren Bestandteil der Arbeit der brema. Denn erst Medienangebote, die für alle Menschen gleichermaßen zugänglich sind, ermöglichen einen ausgewogenen Diskurs. Die brema-Direktorin Cornelia Holsten ist in der bundesweiten Zusammenarbeit der Medienanstalten die Themenverantwortliche für das Thema Barrierefreiheit

Das rechtliche Grundgerüst: Forderung von mehr Barrierefreiheit

Am 7. November 2020 trat der Medienstaatsvertrag (MStV) in Kraft. Dieses neue Regelwerk zeigt die (gewachsene) Bedeutung des Themas Barrierefreiheit. Ab sofort gilt sowohl für die öffentlich-rechtlichen als auch die privaten TV-Sender die Pflicht, alle drei Jahre über ihr Engagement in Sachen Barrierefreiheit zu berichten (vgl. § 7 MStV). Diese Berichte werden an die Europäische Kommission übermittelt, denn auch auf europäischer Ebene rückt die Barrierefreiheit in den Medien zunehmend in den Fokus. In Umsetzung des European Accessibility Act werden erstmals auch Zugangsdiensteanbieter für Barrierefreiheit verantwortlich. Auch sie sind den Landesmedienanstalten dann auf Nachfrage zur Auskunft über ihr Engagement in Sachen Barrierefreiheit verpflichtet. Teilhabe darf nicht an der Mediennutzung scheitern und unsere Ziele – Sicherung der Medien- und Meinungsvielfalt, Kinder- und Jugendmedienschutz, Schutz der Menschenwürde und Nutzer:innenschutz – gelten für alle Bevölkerungsgruppen. 

Monitorings: Barrierefreiheit in den privaten Medien

Seit 2013 führen die Medienanstalten regelmäßig Monitorings zur Erhebung des Status quo und der Entwicklung barrierefreier Angebote im privaten Fernsehen durch. Seit 2021 werden auch Streamingplattformen wie beispielsweise Netflix und Amazon Prime nach ihren barrierefreien Angeboten befragt. Diese Monitorings haben sich über die Jahre als wichtiger Baustein im Engagement der Medienanstalten für eine Verbesserung medialer Teilhabemöglichkeiten etabliert und eine beachtliche Steuerungswirkung erzeugt. Diese hat dazu geführt, dass die von den befragten Sendergruppen genannten Untertitelungsquoten seit Beginn jährlich gestiegen sind und das Thema Barrierefreiheit in den Medien eine verstärkte Wahrnehmung erfahren hat. 

Online-Anlaufstelle für Barrierefreiheit in den Medien

Die Medienanstalten haben im Jahr 2020 gemeinsam mit den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten eine zentrale Online-Anlaufstelle für Informationen zur Barrierefreiheit und für Beschwerden (ZABA) eingerichtet. Die Webseite ist unter der URL www.barrierefreie-medien.info zu finden. Die Grundlage für die Umsetzung waren Vorgaben der EU-Richtlinie für Audiovisuelle Mediendienste (AVMD-Richtlinie). Die brema hat maßgeblich an der Umsetzung der Webseite mitgewirkt. 

Die Webseite bietet Informationen zur Barrierefreiheit von Medienangeboten in Deutschland. Zudem werden Fragen rund um die Barrierefreiheit in Form von Texten, Bildern und Videos beantwortet. Über ein barrierefrei eingerichtetes Kontaktformular können auch Fragen und Beschwerden an alle Medienanbieter in Deutschland gesendet werden. Zum Beispiel dann, wenn Medienangebote noch nicht mit Untertiteln, mit Gebärdeneinblendungen oder in Leichter Sprache barrierefrei zugänglich sind.

Total normal oder Utopie?

Mehr Barrierefreiheit in den Medien ist nicht nur ein wichtiges gesellschaftliches Ziel, sondern erschließt den Anbietern auch neue Zielgruppen. Ein ausgewogener Diskurs kann nur dort entstehen, wo alle Interessengruppen sowohl Zugang zu unterschiedlichen Medienangeboten haben als auch in der öffentlichen Debatte vorkommen und sich ausreichend repräsentiert fühlen. Besonders in diesen Bereichen gibt es (noch) einen sichtbar großen Nachholbedarf!

Weitere Informationen zum Engagement zur Barrierefreiheit der Medienanstalten finden Sie hier: https://www.die-medienanstalten.de/themen/barrierefreiheit

Weitere Informationen zu Aufgaben, Struktur, Organisation und Zusammenarbeit der Landesmedienanstalten finden Sie hier: https://www.die-medienanstalten.de.