Am 4. Juni fand der dritte Fachtag #Teilhabe statt, den die brema alle zwei Jahre in Kooperation mit dem Martinsclub Bremen e. V. und dem Landesbehindertenbeauftragten Bremen veranstaltet – in diesem Jahr komplett digital via Zoom. Welche medialen Barrieren und Hürden existieren für Menschen mit körperlicher und/oder geistiger Beeinträchtigung? Und wie können diese abgebaut und durch aktive Medienarbeit Zugänge geschaffen werden? Mit diesen Fragen befasste sich der diesjährige Fachtag #Teilhabe unter der Moderation des Regisseurs und Produzenten Eike Besuden.
Aus Praxis und aktueller Forschung: Von Barrieren und Hürden in der digitalen Welt
Neben Vorträgen über Potenziale inklusiver Medienbildung und die Auswirkungen der Coronakrise auf Barrieren im digitalen Raum wurde den Teilnehmer:innen in Praxis-Workshops gezeigt, wie sie sich das nötige digitale Wissen aneignen können. Dr. Christine Ketzer (Landesarbeitsgemeinschaft Lokale Medienarbeit NRW e.V.) berichtete von ihren Erfahrungen in der Begleitung inklusiver Jugendmedienprojekte. Sie ermunterte die Teilnehmer:innen, das Potenzial von Medienarbeit im Alltag zu nutzen. Michael Mayerle (Sozialpädagoge an der Universität Siegen) und Benjamin Freese (In der Gemeinde leben gGmbH) betrachteten das Thema im Lichte der Coronakrise und analysierten, ob und wie die Lockdown-Monate zur Verschärfung von digitaler Exklusion beigetragen haben, wie neue pandemiebedingte Barrieren abgebaut und die digitale Teilhabe auch in Pandemiezeiten gefördert werden kann. In einem Praxisbericht vom Büro für inklusive Medienbildung (NetzStecker) wurde gezeigt, wie das Projekt der Lebenshilfe Münster Menschen mit und ohne Behinderung zusammenbringt. In einem gemeinsamen Workshop wurden alle Themen aufgegriffen und praktische Strategien für die inklusive Medienbildung erprobt. Melanie Schaumburg von der Universität Oldenburg zeigte, wie ein guter Umgang mit Medien gelingen kann, welche Herausforderungen mit Fake News einhergehen und wie eigene Ideen entwickelt und Medien gestaltet werden können.
Brema-Direktorin Cornelia Holsten betont: „Barrierefreiheit beginnt im Kopf und muss einfach noch viel selbstverständlicher mitgedacht werden. Die digitalen Möglichkeiten, die Medien uns eröffnen oder eben verwehren, waren noch nie so präsent wie seit Beginn der Pandemie. Mediennutzung entscheidet über Teilhabe. Unser digitales Miteinander hängt davon ab, dass wir Barrieren bei der Mediennutzung aus dem Weg räumen. Mit dem Fachtag #Teilhabe wollen wir dafür einen Beitrag leisten.“
Arne Frankenstein (Landesbehindertenbeauftragter Bremen): „Gesellschaftliches Leben findet immer häufiger auch in digitalen Räumen statt. Diese Räume müssen deshalb von Anfang an inklusiv gestaltet sein. Hierfür tragen wir eine gemeinsame Verantwortung. Wir alle müssen in die Lage versetzt werden, Barrieren abzubauen und Kompetenzen zu erwerben, um einander gleichberechtigt und auf Augenhöhe zu begegnen. Der Fachtag zeigt, dass hiervon alle profitieren und ein Mehrwert entsteht, der weit über digitale Räume hinausgeht. Unerlässlich ist und bleibt, dass behinderte Menschen aktive Mitgestalter:innen dieser Weiterentwicklung sind.“
Thomas Bretschneider (Vorstand Martinsclub Bremen e.V.): „In Zeiten der Pandemie ist sehr deutlich geworden, welche Rolle die Digitalisierung in Deutschland spielt und wie weit Menschen mit Beeinträchtigung, aber auch andere gesellschaftliche Gruppen Gefahr laufen, von der Entwicklung abgekoppelt zu werden. Hier müssen wir sehr deutlich aufpassen, dass dieser Prozess gestoppt wird, und die Menschen in die Lage versetzt werden, Barrieren abzubauen und Kompetenzen zu entwickeln, der erneuten Ausgrenzung auch im digitalen Bereich zu begegnen. Wir brauchen eine inklusive Entwicklung für alle Menschen, sich im digitalen Bereich weiterzuentwickeln und auch eine erhebliche Schulung von Menschen, die hier als Anleiter:innen dienen. Das ist ein dickes Brett, was hier noch zu bohren ist.“
Auch Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte betonte in seiner Schlussrede: „Wir sehen in der aktuellen Zeit mehr denn je, dass Medienkompetenz Teilhabe ermöglicht. Danke an all die Fachkräfte, die sich auf den Weg gemacht haben, mediale Hürden ernst zu nehmen und abzubauen.“